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Kulturlandschaftsforschung im regionalen und europäischen Kontext

Natursteine als bodenständige Zeugnisse der Baukultur

„Die strengste Befolgung aller Regeln der Construction reichen für die Sicherstellung eines Gebäudes nicht aus, wenn der Baumeister bei Aufführung desselben solche Materialien wählt, welche der Zerstörung nicht hinlänglich trotzen, oder für die beabsichtigten Zwecke nicht tauglich sind… […] Wehe dem Baumeister, der mit schlechten Materialien baut“ [S.1).- Karl Wilhelm DEMP (1835): Uebersichtliche Darstellung der gesammten Baukunde. 313 S. München (Fleischmann).

Wer Thüringen mit offenen Augen bereist, wird sehr schnell feststellen, dass es neben den unterschiedlichen Siedlungsformen und Baustilen vor allem die Baumaterialien sind, die den Städten und Dörfern ihr jeweils eigenes, regionales Gepräge geben, ihr "petrographisches Lokalkolorit" (SEIDEL & STEINER 1988, S.3).

Historische Baumaterialien sind durch ihre Farben und Strukturen augenfällig. Für einzelne thüringische Baudenkmäler und Sehenswürdigkeiten gilt das ebenso wie für ganze Landschaften. Wer kennt nicht die weltberühmte Wartburg bei Eisenach, die ihrem örtlichen Baustein sogar den Namen gegeben hat (Wartburg-Konglomerat)? Eine Botschaft der Geologie vermitteln auch das wilhelminische Kyffhäuser-Denkmal, dessen auffällige rote Sandsteine und Konglomerate unmittelbar zu Füßen des Kaiser-Monumentes aus dem Fels gebrochen wurden, oder das markante Burgenensemble der Drei Gleichen unweit der Autobahn A4 zwischen Gotha und Arnstadt, erbaut aus dem gelblich getönten Seeberger Sandstein (Abb. 1 u. 2).

Abb.2: Die Burgruine der Wandersleber Gleiche (Lk. Gotha) aus Seeberger Sandstein (Foto: H.-H. Meyer).
Abb.3: Die Klosterruine Paulinzella aus Buntsandstein (Lk Saalfeld-Rudolstadt) (Foto: H.-H. Meyer).
Abb. 4: Hoher Schwarm und Stadtmauer in Saalfeld, aus Zechsteinkarbonat (Foto: H.-H. Meyer).
 

Gleichermaßen werden die historischen Ortskerne vieler Städte und Dörfer in Thüringen von heimischen Naturbausteinen geprägt: Heiligenstadt als Stadt des roten Buntsandsteins, Gotha durch den Seeberger Sandstein, Mühlhausen und Bad Langensalza als Städte des im Sonnenlicht grauweiß leuchtenden Travertins. Auch über die genannten Orte hinaus sind bodenständige Baumaterialien noch nahezu überall zu finden. Den zahllosen Verlusten historischer Bausubstanz zum Trotz, zeigen sich selbst ganze Landschaften bei genauem Hinsehen im typischen Lokalkolorit, weil sich eben jede Region mit Baustoffen aus der unmittelbaren Nachbarschaft versorgte (1). Ob als Lesesteine von den Feldern aufgesucht, als weitgehend unbearbeitete Bruchsteine oder als sorgfältig behauene Werksteine aus nahen Steinbrüchen beschafft: Jahrhundertelang wurden lokale Natursteine "bodenständig" verbaut, weil ein Transport auf unbefestigten Straßen über mehr als 10 km, höchstens 20-30 km mit Fuhrwerken zu aufwändig und zu kostspielig war. Nur so erklärt sich das Buntsandsteinrot im Siedlungsbild des Eichsfeldes und des Holzlandes, oder das Weißgrau in den Dörfern und Städten der Muschelkalkplatten von Arnstadt über Stadtilm, Jena bis Camburg. Überall hat Naturstein im Haus- und Scheunenbau, in Fundamenten, Mauern, Hof- und Straßenpflasterungen vielseitige und augenfällige Verwendung gefunden. Geradezu lehrbuchhaft gilt dies für die schwarz-blauen Schieferdächer und -fassaden in den Dörfern des Thüringer Schiefergebirges (s. Abb. 5).

Abb.5: Ortsansicht von Deesbach im Thüringer Schiefergebirge. Heimischer Schiefer prägt hier heute noch Dächer und Fassaden vieler Gebäude. Foto: Forschungsgruppe Kulturlandschaft.

Erst im Verkehrszeitalter entfiel die enge Bindung zwischen Naturraum und Baumaterial. Wesentlich gefördert durch den Eisenbahn- und Straßenbau wurden Natursteine ab Mitte des 19. Jhs. zunehmend aus ferneren Liefergebieten bezogen, besonders, wenn sie für repräsentative Bauwerke oder für spezielle Beanspruchungen benötigt wurden (z.B. als Bordsteine, Pflastersteine, Wasserbausteine). Zusätzlich kamen jetzt viele Hartgesteine auf den Markt, die nur maschinell mit Gesteinssägen, -fräsen und Poliermaschinen bearbeitet werden konnten. Ihr Konkurrenzdruck ließ die Verwendung heimischer Bausteine immer mehr zurückgehen. In den gründerzeitlichen Stadtvierteln kam es jetzt zur Ablösung der lokalen Gesteine "durch Granite aus dem Fichtelgebirge, aus der Lausitz und aus Schlesien […]. Für den Hochbau standen jetzt Elb- und Mainsandstein, […] Quarzporphyrtuffe aus Nordwestsachsen und einige andere Gesteine zur Verfügung" (SEIDEL & STEINER 1988, S.20). 

Natursteine erleben eine Renaissance

Erst in den letzten Jahrzehnten, in denen die Nachfrage nach natürlichen Baustoffen aus der Region im Rahmen von Altstadtsanierungen und denkmalpflegerischen Maßnahmen wieder etwas zugenommen hat, scheint die Zurückdrängung des lokalen Natursteins ein vorläufiges Ende gefunden zu haben. In vielen historischen Innenstädten und einigen Dorfkernen Thüringens wird auf das ursprüngliche Erscheinungsbild und damit unter anderem auch auf die ortstypischen Materialien, Verlegemuster und Natursteindetails wieder Wert gelegt. Auch in modernen Gestaltungselementen werden Natursteine zunehmend eingesetzt, z.B. bei Brunnen oder Straßenmöblierungen, oder als Verkleidungsmaterial bei Neubaufassaden. In Gärten, Parks und Landschaft feiert der Naturstein seit einigen Jahren eine regelrechte Renaissance. 

Abb. 6: Dorfkirche in Gaberndorf (Stadt Weimar) aus Muschelkalk und Keuperdolomit (Foto: H.-H. Meyer).
Abb.7: Überrest der mittelalterlichen Stadtmauer von Erfurt aus grauem Muschelkalk und braunem Keuperdolomit (Foto: H.-H. Meyer).
Abb. 8: Schlossbrücke, die älteste Brücke Weimars (1651) aus Muschelkalk (Foto: H.-H. Meyer).
Abb.9: Stadtmauer und Wehrturm in Nordhausen aus Zechsteingips (Foto: H.-H. Meyer).

Vielfalt in Vorkommen und Anwendung

Aus erdgeschichtlichen Gründen findet sich in Thüringen eine große Vielfalt an unterschiedlichsten Gesteinen. Sedimentgesteine wie Kalk- und Sandstein oder Gips sind durch Wasser, Wind und andere Ablagerungsvorgänge gebildet worden. Auch Lockergesteine wie Kies, Sand, Lehm oder Ton gehören zu den Sedimentgesteinen. Magmatische Gesteine wie die Tiefengesteine Granit oder Gabbro und die Lavagesteine Basalt, Diabas oder Porphyr sind aus glutflüssiger Schmelze erstarrt. Metamorphe Gesteine lassen sich zumeist auf die Einwirkung tektonischer Druckkräfte (Plattentektonik) zurückführen. Dabei wurden ältere Gesteine beispielsweise zu Dachschiefer oder Marmor umgeformt. Magmatische und Metamorphe Gesteine finden sich vornehmlich im Thüringer Wald und im Schiefergebirge.

Bedingt durch ihre unterschiedliche Entstehung, ihre chemische Zusammensetzung und ihren jeweiligen strukturellen Aufbau, lassen sich Natursteine nicht alle gleich gut bearbeiten und auch nicht überall verbauen, zumal sie im Hinblick auf Druckfestigkeit, Spaltbarkeit und Verwitterungsbeständigkeit große Unterschiede aufweisen.

Während sich viele Sand- und Kalksteine durch ihre regelmäßige Schichtung und Klüftung relativ leicht brechen und zu Mauersteinen, Gehwegplatten oder Treppenstufen bearbeiten lassen, ist die Bearbeitung bei unregelmäßig geklüfteten oder kluftarmen, spröden, splittrigen oder sehr harten Gesteinen schwierig und kostspielig. Darin liegt begründet, dass die Granite und Porphyre des Thüringer Waldes oder die Basalte der Südthüringer Vulkanberge Rhön, Gleichberge und Dolmar als historische Bausteine weit weniger bedeutend waren als ihre geologische Verbreitung annehmen lässt.

Im Allgemeinen sind Sandsteine leichter zu bearbeiten als solche aus Muschelkalk. Besonders die nicht zu harten Sandsteine eignen sich hervorragend als Werkstücke für Steinhauer- und Steinmetzarbeiten: Häufig sind daraus Fenster- und Türgewände, Gesimse, Sohl- und Sitzbänke, Grabsteine und Inschrifttafeln, Futter- und Wassertröge und figürlicher Schmuck hergestellt worden. Im Spritzwasser- und bodennahen Bereich ist der Kalkstein trotz seiner Löslichkeit dem kalk- oder tonverklebten Sandstein deutlich überlegen. Sockel-, Grenz- und Bordsteine bestehen daher häufiger aus Kalk- als aus Sandstein. Repräsentative und anspruchsvolle Bauwerke wie Kirchen und Klöster, Burgen und Schlösser, aber auch steinerne Brücken wurden ihrer Bedeutung entsprechend vorwiegend aus hochwertigen Muschelkalk- oder Sandstein-Werksteinen errichtet.

Ländliche Massivbauten, darunter viele Stallgebäude, gründete man dagegen häufig auf Sockeln aus gemischten Feldsteinen oder weitgehend unbehauenen Bruchsteinen, die mit Lehm vermauert und mit Lehm-Fachwerk überbaut wurden. Verwendung fanden dabei alle Gesteine, die billig und vor Ort verfügbar waren. Auch die Bruchsteinmauern vieler Stadtbefestigungen lassen heute noch den Zeitdruck und die knappen Finanzmittel ihrer Bauherren erkennen. Sonst wären wohl kaum so viele Gipsblöcke verbaut worden, wie in den Stadtmauern und -toren von Nordhausen (Zechsteingips), Bleicherode (Rötgips), Sömmerda und Weißensee (Keupergips), die sich trotz ihrer hohen Wasserlöslichkeit erstaunlich gut über die Jahrhunderte erhalten haben (2).

Abb.10: Portalbereich der Margarethenkirche in Gotha aus Seeberger Sandstein (Foto: H.-H. Meyer).
Abb.11: Mittelalterliche Inschrift im Buntsandstein auf der Südseite der Peterskirche in Erfurt (Foto: H.-H. Meyer).

Höchste Ansprüche hinsichtlich Bearbeitbarkeit, Festigkeit und Frostbeständigkeit wurden seit jeher an Pflastersteine gestellt. Da viele Thüringer Städte und Dörfer auf ton- und lehmreichen Verwitterungsdecken des Buntsandsteins, Muschelkalks und Keupers sowie auf Lößböden gegründet sind, war eine Pflasterung der Gassen und Straßen seit frühen Zeiten unvermeidlich. Vor allem harte und klein spaltende Gesteine, die sich gut in Quader zerlegen ließen, eigneten sich dafür wie z.B. die rot-braunen Oberhöfer Quarzporphyre aus dem Thüringer Wald oder die schwarzblauen Basalte der Rhön und anderer Vulkanberge.

In den Orten entlang der Saale blieben bis in das 19. Jh. harte Flussgerölle wie die weißen Gangquarze und die schwarzen Kieselschiefer aus Thüringer Wald und Schiefergebirge ein besonders dekoratives wie kostengünstiges Pflastermaterial (Abb. 12). Ungepflasterte Straßen und Wege wurden mit handzerkleinertem Splitt aus harten, splittrig brechenden Kristallingesteinen wie Porphyren, Porphyriten, Dolerit, Diabas und Granit aus den Thüringer Mittelgebirgen befestigt (3).

Abb. 12: Kunstvolle Pflasterung mit Saalekiesen auf der Heidecksburg (Lk. Saalfeld-Rudolstadt; Foto: H.-H. Meyer).
Abb.13: Gasse mit historischem Muschelkalkpflaster in Weimar (Foto: H.-H. Meyer).
Abb.14: Zierpflaster aus Thüringerwald-Porphyr, Seeberger Sandstein und Basalt, Marktplatz Gotha (Foto: H.-H. Meyer).
Abb.15: Zierpflaster aus lokalen Flusskiesen an Goethes Gartenhaus in Weimar (Foto: H.-H. Meyer).

Thüringer Schiefer – Das „Schwarze Gold“

Zu den wirtschaftlich bedeutendsten und sicher auch markantesten Natursteinen Thüringens gehören die karbonzeitlichen Dachschiefer aus der Region Lehesten im Thüringer Schiefergebirge: schwarze bis blaugraue Tonschiefer von hoher Dünn- und Ebenspaltigkeit.

Auf der "Steinernen Heide", der Region zwischen Loquitz-Sormitz und dem Rennsteig, geht die Gewinnung dieses wertvollen Baustoffes bis in das 12./13. Jh. zurück. Tonschiefer aus diesem Gebiet war wegen seiner großen Härte, seiner Witterungs- und Farbbeständigkeit als Dach- und Wanddeckungsmaterial, als Bodenbelag, Tafelschiefer und Mauerbaustein vielseitig verwendbar und hochgeschätzt (z.B. Schloss Burgk, Schloss Leutenberg, Schloss Ziegenrück) (4).

In der ersten Hälfte des 19. Jhs., der Blütezeit des "Blauen Goldes", fand der Thüringer Dachschiefer seinen Absatz weit über Thüringens Grenzen hinaus. Der Grund: Damals wurden die traditionellen Stroh- und Holzschindeldächer aus Feuerschutzgründen durch feuersichere Dacheindeckungen aus Tonschiefer abgelöst. Gleichzeitig wurde Dachschiefer ein regelrechter Modestein. Doch schon kurz nach der Jahrhundertwende war der Boom mit dem Aufkommen billigerer Ersatzbedachungsstoffe zu Ende gegangen. Auch wenn heute der Schieferabbau wirtschaftlich kaum noch eine Rolle spielt, sind die orts-bildprägenden Schiefer und die großen Steinbrüche mittlerweile touristisch relevant geworden.

Die "Thüringisch-Fränkische Schieferstraße" (Steinach, Probstzella, Unterloquitz, Leutenberg, Lehesten, Wurzbach) verbindet die schönsten Schiefer-Ortschaften und die Zentren der ehemaligen Schiefergewinnung und -verarbeitung in der grenzüberschreitenden Region.

Abb.16: Lehesten - Hauptort der historischen Schiefergewinnung (Foto: H.-H. Meyer).
Abb.17: Schieferdach der Herderkirche in Weimar (Foto: H.-H. Meyer).

Baustein des Reichstages in Berlin

Große baugeschichtliche Bedeutung hat für Thüringen der Seeberger Sandstein. Nachweisbar seit dem 12. Jh. fanden die meist gelb-braun gefärbten Quarzsandsteine aus dem Oberen Keuper (Rhät) wegen ihrer hohen Druck- und Wetterbeständigkeit als Mauer- und Pflasterstein, als Wasserbaustein und als Werkstein für Denkmäler und bildhauerische Zwecke Verwendung. Zu den bekanntesten Bauwerken, an denen Seeberger Sandstein beteiligt ist, zählen u.a. der Palas der Wartburg bei Eisenach, Dom, St. Severikirche, Krämerbrücke und die Zitadelle Petersberg in Erfurt, die Burgen der Drei Gleichen und sogar der Reichstag in Berlin. Vor allem aber prägt der Stein zahlreiche historische Gebäude in Gotha, darunter auch Teile des Gothaer Schlosskomplexes Friedenstein (5).

Abb.18: Die Orangerie des Schlosses Friedenstein in Gotha aus Seeberger Sandstein (Foto: H.-H. Meyer).
Abb.19: Fassadendetail aus Seeberger Sandstein in Gotha (Foto: H.-H. Meyer).

Eine Thüringer Spezialität: Travertin

Travertine, im Volksmund "Tuffstein" genannt, sind porenreiche Quellkalke erdgeschichtlich allerjüngsten Datums (Pleistozän, Holozän). Weil sich der Kalk vor allem an den Stängeln und Blättern grüner Sumpf- und Wasserpflanzen abgesetzt hat, besitzen Travertine als auffälligstes Kennzeichen ein grobes Porengefüge, das nach Zersetzung der organischen Bestandteile übriggeblieben ist und besonders auf geschnittenen und polierten Oberflächen attraktiv zur Geltung kommt. Die massigeren Banktravertine fanden und finden heute noch als dauerhafte Mauersteine und dekorative Wandverkleidungen Verwendung. Die leichtere, porösere Ausbildung der Blätter- und Moostravertine diente in früheren Jahrhunderten als Leichtbaustein zur Ausmauerung von Holzfachwerk und im 19. Jahrhundert als Modestein im Gartenbau (Grottensteine). Über die Grenzen Thüringens hinaus bekannt sind die Travertinvorkommen von Bad Langensalza, Weimar-Ehringsdorf und Bilzingsleben, die beiden letzteren berühmte Fundorte der Vor- und Frühgeschichte. Besonders in Mühlhausen, Bad Langensalza und Weimar ist der Travertin im Stadtbild auch heute noch augenfällig.

Abb.20: Turm der Stadtkirche Bad Langensalza aus Travertin (Foto: H.-H. Meyer)
Abb.21: Travertindetail an der Jakobikirche in Mühlhausen (Foto. H.-H. Meyer).

Lehm als Baustoff

Seit Jahrhunderten wird Thüringen naturbedingt auch durch Lehmbaustoffe geprägt. In holz- und natursteinarmen Gebieten wie dem Thüringer Becken spielten der eiszeitliche Löss und der Verwitterungslehm des Oberen Muschelkalkes als Lehmbaustoff und als Ziegellehm eine wichtige Rolle. Viele Nebengebäude und Scheunen wurden im ländlichen Bereich aus ungebrannten, luftgetrockneten Lehmsteinen ("Luftziegel") ausgeführt. Sie waren wesentlich billiger als gebrannte Mauerziegel, denn jeder Landwirt konnte sich auf seinen Feldern den Baustoff kostenlos besorgen und die Steine selber herstellen. Auch die Ausfüllung des verbreiteten Holzfachwerks erfolgte mit Lehm. Nicht wenige Dörfer waren durch Lehmmauern gegen die Feldseite abgeschlossen (6).

Abb.22: Alte Lehmmauer in Niederzimmern (Foto: H.-H. Meyer).
Abb.23: Fachwerk mit Lehmziegeln im Freilichtmuseum Hohenfelden (Foto: H.-H. Meyer).

Natursteinlandschaften Thüringens

In den 4 Übersichtskarten sind abschließend die Natursteinlandschaften Thüringens mit ihren charakteristischen Bau- und Werksteinen dargestellt. Die Karten geben nicht die genaue Verbreitung der Gesteine in Bauwerken wieder, sondern spiegeln die geologische Verbreitung der wichtigsten Festgesteinsformationen (Erdaltertum, Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper). Manche Orte können folglich auch von Natursteinen geprägt sein, deren Herkunft außerhalb der eigenen Natursteinlandschaft liegt: Gotha bezog neben dem Seeberger Sandstein auch Natursteine aus dem Thüringer Wald (z.B. Tambacher Sandstein), Erfurt den Großteil seiner Bau- und Pflastersteine aus dem Keuper und dem Muschelkalk (Steiger, Fahnersche Höhe).

Natursteinlandschaften im Kartenbild

Karte 1: Natursteinlandschaft Paläozoikum (Quelle: Forschungsgruppe Kulturlandschaft).
Karte 2: Natursteinlandschaft Buntsandstein (Quelle: Forschungsgruppe Kulturlandschaft).
Karte 3: Natursteinlandschaft Muschelkalk (Quelle: Forschungsgruppe Kulturlandschaft).
Karte 4: Natursteinlandschaft Keuper (Quelle: Forschungsgruppe Kulturlandschaft).

Anmerkungen

1 WAGENBRETH 1996, S.201

2 PATZELT 1990, S.34

3 SEIDEL & STEINER 1988, S.62ff; WEISE & SCHILLING 1997, S. 169/170; WEISE 2002, S.151

4 KATZSCHMANN & WUCHER 2000

5 KATZSCHMANN 1989, PATZELT 1990

6 WEISE 1998, S.66

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Autor

Prof. Dr. Hans-Heinrich Meyer, FH Erfurt, Fak. Landschaftsarchitektur, Gartenbau, Forst

Fachhochschule Erfurt - University of applied sciences KLEKs - KulturLandschaftsElementeKataster Heimatbund Thüringen