Das Schwarzatal südlich von Bad Blankenburg gehört zu den landschaftlich eindrucksvollsten Regionen in Thüringen. Der canyonartige Einschnitt des Tales inmitten ausgedehnter Wälder, der wildflussartige Charakter der Schwarza sowie die vielen Aussichtspunkte und Panoramablicke: In diesem attraktiven Rahmen entwickelte sich das Schwarzatal bereits im 19. Jahrhundert zu einem beliebten Ziel der Sommerfrische als Reaktion auf die fortschreitende Industrialisierung und Entfremdung von der Natur.
Vertreter des wohlhabenderen Bürgertums verbrachten oft viele Monate hier in dafür im sogenannten Heimatstil errichteten Saisonvillen, um der Hektik der Großstädte zu entfliehen. Wer sich keinen Sommersitz leisten konnte, kam in Gasthäusern unter – der Tourismus blühte auf. Eng mit den neu entstehenden Unterkünften in der typischen Sommerfrische-Architektur waren die Unterhaltungsangebote für die Sommerfrischler verbunden: Besonders das Wandern auf ausgebauten Wanderwegen und das Freibaden im Fluss waren "en vogue".
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte sich diese Erfolgsgeschichte mit immer weiter wachsenden Übernachtungszahlen bis in die DDR-Zeit fort. Seit der politischen Wende ist das Gebiet jedoch von einem Einbruch des Tourismus betroffen. Viele historische Gebäude stehen heute leer, manche Sehenswürdigkeiten sind der Vergessenheit anheimgefallen, und die touristische Infrastruktur entspricht nicht mehr den modernen Anforderungen.
Mittlerweile versuchen verschiedene Akteure, wie die Initiative »Zukunftswerkstatt Schwarzatal« im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen, die Ideen der Sommerfrische wiederzubeleben und zeitgemäß umzusetzen, um einem weiteren Negativtrend entgegenzuwirken und dem Fremdenverkehr neue Impulse zu geben. Die vorliegende Projektarbeit sollte einen unterstützenden Beitrag dazu leisten.
Ziel des Projektes war die Entwicklung von Aussichtspunkten und Wanderwegen um den Ort Schwarzburg im Schwarzatal. Die Analyse von historischen Karten, Wanderführern und Bildmaterial (Postkarten etc.) aus der Zeit der Sommerfrische lieferte die Vorinformationen.
Um das Gebiet kennenzulernen, wurde das Schwarzatal besucht, wurden wichtige Ausflugsziele erkundet und Wanderwege begangen. Auf der Grundlage der Analyse wurden dann verschiedene Themen-Wanderwege entwickelt, die sich an den regional und historisch bedeutsamen Themen orientieren. Sie reaktivieren historisch bedeutsame Orte (insbesondere Aussichtspunkte) und verbinden diese miteinander. Als Herausforderung galt in dem bergigen Gebiet die Entwicklung eines barrierefreien bzw. –armen Wanderweges. Bei dem Projekt ging es weniger um die identische Wiederherstellung des Vergangenen, sondern vielmehr um die zeitgemäße Entwicklung. Dadurch war es nötig, Aussichtspunkte zu verlegen oder durch Plattformen/Aussichtstürme zu erhöhen, um sich an die heute vorherrschenden landschaftlichen Gegebenheiten anzupassen.