Kulturlandschaften werden visuell zunehmend austauschbarer: Ein Gewerbegebiet sieht (fast) wie das andere aus, eine Einfamilienhaussiedlung gleicht vielfach der anderen, das Schwarzwaldhaus wird mittlerweile auch in Mecklenburg-Vorpommern gebaut. Und in der offenen Landschaft ist der Effekt der Gleichförmigkeit in ähnlicher Weise zu erleben. Insgesamt vollzieht sich ein schleichender Nivellierungsprozess, der regionale Typik, Eigenart und Spezifik allmählich verblassen und verschwinden lässt. Mit diesem regionalen „Kolorit“ schwindet jedoch auch das, was eine Region von anderen unterscheidbar und (wieder)erkennbar macht. Auch in Ostthüringen ist dieser Trend zu beobachten.

Welche Landschaftsbilder Ostthüringens sind heute noch regionaltypisch und unverwechselbar? Was macht die regionale Typik der verschiedenen Landstriche Ostthüringens aus, worin liegt genau ihre landschaftliche Eigenart – ihre „eigene Art“ – begründet? Und wie sollte diese künftig weiterentwickelt werden? Diesen und anverwandten Fragen widmete sich das Forschungsprojekt, das von der Regionalen Planungsgemeinschaft Ostthüringen in Auftrag gegeben wurde, um für die Fortschreibung des Regionalplanes Wege zu finden, wie die regionale Typik und landschaftliche Eigenart erhalten und weiter profiliert werden kann.

Der Schlüssel dafür, einer Vereinheitlichung und Austauschbarkeit von Raum und Landschaft entgegenzuwirken, liegt letztlich darin, Landschaft in ihren historischen Wurzeln stärker wahrzunehmen und als Kontinuum der Zeit zu begreifen, aus der Vergangenheit kommend in die Zukunft gehend. Das hat nichts mit „Heimattümelei“ und einer befürchteten Konservierung von Landschaft zu tun. Im Gegenteil: Die Einbeziehung der Vergangenheit in den Betrachtungskreis ermöglicht vielmehr, „vergessene“ und „übersehene“ Elemente einer Landschaft wiederzuentdecken und ihre „Geschichte[n]“ lesbar und erlebbar zu machen.